Singen - Lehren       Singing - Teaching

Wie findet man den richtigen Lehrer*, wenn man Gesang  studieren möchte? 

Die Frage ist richtig gestellt: der Schüler*/Studierende* sucht sich seinen Lehrer selbst! Nur er kann entscheiden, ob ein Lehrer „der Richtige“ für ihn ist!

 

Zunächst sollte folgende Frage beantwortet werden:
möchte ich Sänger werden oder möchte ich einen Studienabschluss machen?
Danach richtet sich die Auswahl der Musikhochschulen, an denen man sich bewerben wird.
Es gibt wunderbare Lehrer:
sie kommen von der Pädagogik und/oder haben eine erfolgreiche Sänger-Karriere zurückgelegt.
Es gibt keine Regeln. Es gilt, sich auf die Suche zu begeben und DEN richtigen Lehrer für sich zu finden.

Nachfolgende Punkte können vielleicht bei der Gesangslehrersuche hilfreich sein.

Es gibt echte Traum-Gesangs-Lehrer:
• Es geht um die Studierenden.
• ER arbeitet Studierenden-zentriert, betrachtet jeden Studierenden als individuelle Persönlichkeit und gibt dem Studierenden die Möglichkeit, sich seinen sicheren Raum so zu schaffen, wie er für seine sängerische und menschliche Entwicklung nötig ist.
• ER vermittelt individuell auf den jeweiligen jungen Sänger und seinen Entwicklungsstand zugeschnitten Gesangstechnik, Repertoire, und zeigt ihm Wege zur eigenen Interpretation.
• ER unterrichtet achtsam, wertschätzend, ganzheitlich, lösungs- und ressourcenorientiert im dialogischen Miteinander.
• ER sieht regelmäßige stimmtechnische Arbeit als Basis und in enger Verbindung mit der künstlerischen Interpretation.
• ER aktiviert das Potential jedes Einzelnen und hilft ihm so, eigenständig eventuelle Probleme zu lösen und gesteckte Ziele zu erreichen.
• ER erachtet Stimmhygiene und Stimmgesundheit als wichtige Grundlage für eine organische sängerische Entwicklung.
• ER erarbeitet gemeinsam mit dem Studierenden Übestrategien und unterstützt ihn bei der Entwicklung eigener Wege für das Üben und das Repertoirestudium.
• ER besucht regelmäßig Fort-/Weiter-/Ausbildungen, schätzt kollegialen Austausch und erachtet Supervision als selbstverständlich.
• Sein eigenes  (Vor-)Singen spiegelt sein Wissen und bestätigt seine Kompetenz im Unterrichten.
• Seine Schüler/Studierenden sind mit sich und ihrem Singen im Einklang und finden Wege in den Sängerberuf.


Es gibt sie (leider) auch: die Albtraum-Gesangs-Lehrer:
• Es geht um die Lehrer.
• Sie stellen sich und Ihre Person in den Vordergrund und definieren sich über ihre Studierenden und deren Leistungen.
• Sie arbeiten überwiegend wie ein Korrepetitor (mit oder ohne dessen Klavierspielfähigkeiten), merken Fehler (z.B.  Intonation, Rhythmus, Diktion, Phrasierung, Präzision…) an, ohne Wege zur Verbesserung oder Lösung von sängerischen Problemen zu zeigen. Gesangstechnisches Arbeiten ist für sie nicht wichtig.
• Sie lehren „Ihre“ Methode, die, ihrer Meinung nach, die einzige und beste Methode ist und lassen keine andere Ansicht zu.
• Sie gehen nicht auf die individuellen Bedürfnisse der Studierenden ein.
• Sie merken nicht, wenn ein Studierender im Gesangs-Unterricht müde wird, bieten auch keinerlei Lösungsvorschläge an, sondern schieben die Schuld am studentischen Versagen dem Studierenden zu.
• Sie bemerken nicht, dass beim Studierenden eine Stimmstörung vorliegen könnte oder sogar vorliegt, spielen Bedenken des Studierenden herunter und nötigen ihn, weiter zu singen, obwohl dieser deutlich sagt, dass beim Gesangsunterricht (Hals-) Schmerzen aufgetreten sind.
• Der Studierende ist sich selbst überlassen beim Üben und bei der Optimierung der Lernverfahren. Es wird ihm sogar noch unterstellt, dass er nicht lange genug übt, wenn die erzielten Ergebnisse nicht die Erwartungen des Lehrers erfüllen.
• Ein Dialog findet nicht wirklich statt.
• Der Lehrer ist der „Master“ und benötigt keine Weiterbildung.
• Der Studierende wird durch Manipulationen zum funktionierenden, dem Lehrer gehorchenden Sänger, der zum Abziehbild des Lehrers wird und die Entwicklung eigener, individueller Züge vernachlässigt.
• Die Lehrer können wenig  zeigen oder vorsingen, üben nicht mehr und haben womöglich selbst eine Stimmstörung.
• Sie arbeiten mit Druck und versuchen das Entwicklungstempo der Studierenden zu forcieren.


Die beiden entgegengesetzten Pole „Traum“- und „Albtraum“-Lehrer werden in der Realität  sicher nicht so krass ausgeprägt sein. Es findet eher ein Ausschlag in die eine oder die andere Richtung statt. Aus diesem Grunde kann es wichtig sein, sich vor Studienbeginn gut zu informieren, Kontakt zu Studierenden und Dozenten zu suchen und so herauszufinden, ob sich eine Bewerbung für eine Aufnahmeprüfung lohnt.

Wenn Studierender und Lehrender die gleichen Ziele ansteuern und die gleiche Unterrichtssprache finden, die auf gegenseitigem Verstehen beruht, können sicher auch unterschiedliche Ansichten über „das Wie des Weges zum Ziel“ im Dialog zu einer Lösung und somit zum Erreichen des Ziels führen.

 

*der Einfachheit halber verwende ich hier nur die männliche Form